Spotlight: Powered Coaster

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Oliver Rümpelein

Ein kleines Experiment, in dem ich auf einzelne Begriffe näher eingehen will. Ich schere hier ziemlich viel über einen Kamm und Rede in erster Linie von einem „typischen“ Powered Coaster, besondere Ausreißer werden unter Trivia behandelt.

Was ist das?

Powered Coaster“, oder angetriebene Achterbahn, bezeichnet einen Typen Achterbahn bei dem der Zug nicht durch Gravitation oder örtlich begrenzte Vorrichtungen auf Geschwindigkeit gebracht werden.

In der Regel funktioniert dies über einen im Zug eingebauten Elektromotor. Dieser wirkt entweder auf die Laufräder, oder auf ein extra Gummirad auf einer Metallfläche. Die Stromversorgung wird über zusätzliche Schienen mit Schleifkontakten sichergestellt.

Wie fährt sich das?

Die meisten Powered Coaster sind recht kurz (<500m) und nur mäßig hoch (meist weniger als 10 m). Steile Streckenabschnitte sucht man hier genauso vergebens wie hohe Geschwindigkeiten.

Vorherrschendes Element sind lange Kurven und Helices, einige Exemplare fühlen sich mehr an wie eine Aussichtsfahrt und nicht selten gibt es eine Art Dark-Ride-Abschnitt in einem Gebäude.

Wer kauft sowas?

Powered Coaster sind häufig in kleineren Parks mit Fokus auf Familien vorzufinden. Durch den fehlende Lifthill bzw. Beschleunigerstrecken ist der Platzbedarf sehr. Anschaffungskosten und Wartung sind vergleichsweise günstig, und die eher geringe Intensität ermöglicht auch jungen Gästen das Mitfahren.

Außerdem eignen sich Powered Coaster als spannenderer Ersatz für einen Darkride, bestes Beispiel ist Miniwah im Freizeitpark Plohn (RCDB). Dieser fährt drei Runden in einem Gebäude mit verschiedenen Szenerien, wobei mit jeder Runde die Geschwindigkeit erhöht wird. Es handelt sich also um eine Kombination aus Dark-Ride und Familienachterbahn.

Wer stellt das her?

Eine vollständige, alphabetische Liste mit Herstellern, die laut RCDB Powered Coaster herstellen oder hergestellt haben (Stand: 14. Dezember 2019):

  • abc rides
  • Baoding Hengrui Youle Juxie Co., Ltd
  • Beijing Shibaolai Amusement Equipment
  • Big Country Motioneering
  • CAM Baby Kart
  • Caripro
  • Changhong Entertainment Machinery Co., Ltd.
  • Chang Long
  • Childress Coaster
  • DAL Amusement Rides Company
  • EOS
  • Golden Horse
  • Hoei Sangyo Co., Ltd.
  • Interlink
  • Jinxin Credit
  • King
  • Lucrezia Di Cartoceto
  • Mack Rides GmbH & Co KG
  • Masago Industrial
  • Maurer Rides GmbH
  • New Horse
  • Parkash Amusements
  • Pinfari
  • Qin Long
  • Saeki
  • Sartori Rides
  • SBF Visa Group
  • Schwarzkopf
  • S.C. Italy
  • S.D.C.
  • Senyo Kogyo Co., Ltd.
  • Skyline Attractions
  • Soquet
  • Sul Park
  • Sun Shiyoule
  • Taizhou Baolu Machinery
  • Technical Park
  • Vafaei Rides
  • Vekoma
  • WGH Transportation
  • Wiegand
  • Williams Amusement Device Company
  • Wisdom Rides
  • Yunhai Youyi
  • Zamperla
  • Zhengzhou Limeiqi Amusement Equipment Co., Ltd
  • Zhengzhou Shangdian Machinery Equipment Co., Ltd.
  • Zhongshan Playground Equipment Engineering Co., Ltd.
  • Zhongshan Supergame Amusement Machine Co.,LTD

Die drei größten Hersteller (nach Anzahl der Bahnen) sind Zamperla (200), Wisdom Rides (71), Mack Rides (42), SBF Visa (31) und Zhengzhou Limeiqi Amusement Equipment Co. (20).

Die meisten in Betrieb befindlichen Bahnen stellen Zamperla (92), Mack Rides (29) und SBF Visa (22).

Woran kann man die Hersteller unterscheiden?

Selbst wenn man sich auf das europäische Festland einschränkt ist das leider nicht so leicht möglich. Ich beschränke mich hier auf Mack, Zamperla und SBF Visa, da diese einen Anteil von 23% an den aktiven Bahnen haben. In Europa liegt ihre Quote mit 43% bedeutend höher.

Als Recht charakteristisch für Mack-Anlagen gelten die flachen Schienen mit zwei Paaren von Leitern unter der Schiene und einer Metallfläche darauf. Transportable Anlagen haben die vier Stromabnehmer oben neben dem Lauffläche. Die Züge sind meist Eisenbahnen und mit viel zu vielen zierenden Nieten versehen. Alle Merkmale stationärer Bahnen sieht man sehr schön auf diesem RCDB-Bild, die transportable Bauweise hier (RCDB)

Zamperla-Anlagen haben wenigstens drei verschiedene Schienen. Die ersten sind recht ähnlich, haben jedoch nur zwei Stromschienen auf einer Unterseite der Schiene. Bei den zweiten sind die Abnehmer auf beiden Seiten, jedoch ganz unten außen angebracht. Größere Exemplare haben charakteristische T-Förmige Schienen und eine einseitige Anbringung der Stromversorgung. Hier (RCDB) sieht man die T-Schiene, hier (RCDB) die einfache, in diesem Fall mit strukturiertem Blech als Antriebsfläche, und hier (RCDB) die mit zweiseitigem Abnehmer.

Bahnen von SBF Visa sind einfach zu erkennen an vertikal übereinander angeordneten, obenliegenden Stromschienen, so etwa hier (RCDB).

Wo kann ich das in Deutschland fahren?

In Deutschland gibt es derzeit 11 stationäre Bahnen (RCDB), die als Powered Coaster eingestuft werden. Beim Kaffeekannen-Express in Karls Erlebnis-Dorf Rövershagen (RCDB) versteh ich die Einstufung nicht ganz.

Drei der Anlagen sind Inverted oder Suspended: Arthur im Europapark (RCDB), Turbo-Drachen im Potts Park (RCDB) und der Wie-Flyer im Inselsberg Funpark (RCDB).

Welche Trivia gibt es?

Mit Dragon Flyer im Camelot Theme Park gab es bis 2012 einen Powered Coaster mit Verbrennungsmotor (RCDB), und bis 2005 fuhr auch eine Bahn mit Looping, Looping im Park Saint Paul (RCDB).

Einer der ikonischsten (und vermutlich am häufigsten fotografierten) Achterbahn-Lost-Places ist der Tunneleingang des Spreeblitz im ehemaligen Spreepark (RCDB, Foto auf RCDB).

Mir noch nicht ganz klar ist, wieso einige (angeblich „Custom“, sind aber de-facto identisch) Blauer Enzian eine Schiebebühne in der Station haben. Ich habe das bisher sowohl beim Prototypen im Europapark als auch beim Grottenblitz im Heide Park gesehen. Hier (RCDB) ein Foto, auf dem man den Mechanismus ein wenig erahnen kann.

Vorstellbar wäre, dass man für bestimmte Zeiträume einzelne Wägen ausfädeln konnte. Von so etwas ähnlichem habe ich bisher nur im Fränkischen Wunderland gehört, deren (baulich verschiedenes) Exemplar wurde mit gekürztem Zug gefahren, hier allerdings ohne Schiebebühne. Die bedeutend zu lange Station sieht man auf diesem Foto (RCDB). Die originalen Züge für diesen Typ haben 9 Wägen (siehe z.B.: RCDB), der Kansas City Express hat 6.

Das Powered Coaster Modell „Spike Coaster“ des Herstellers Maurer Rides ermöglicht dem Besucher, die Geschwindigkeit währen der Fahrt in einem festgelegten Rahmen zu steuren. Ein Exemplar dieses Typs wird auch die erste Achterbahn auf einem Kreuzfahrtschiff (Herstellerinformation). Die Bezeichnung kommt von den „Zacken“ an der Schiene, denn im Gegensatz zu glatten Laufflächen mit Gummirädern verwendet dieser Typ Zahnräder und -stange (RCDB Bild).

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